Endometriose und Gluten: Kann eine glutenfreie Ernährung helfen?
Hast Du jemals nach Lebensmitteln gegoogelt, die Deine Endometriose-Symptome auslösen könnten? Wenn ja, dann ist Dir wahrscheinlich glutenhaltige Ernährung ganz oben auf den Listen begegnet. Aber gibt es wissenschaftliche Belege, die diese Behauptungen unterstützen? Schauen wir uns an, was die Forschung sagt und ob eine glutenfreie Ernährung bei Endometriose helfen kann.
Verbessert eine glutenfreie Diät die Symptome der Endometriose?
Wenn es um Ernährung und Endometriose geht, brauchen wir dringend mehr Forschung. Die Antwort auf die Frage, ob eine glutenfreie Diät bei Endometriose-Symptomen helfen kann, bleibt umstritten. Derzeit gibt es leider nur ganz wenige Studien, die untersucht haben, ob eine glutenfreie Diät die Symptome der Endometriose beeinflussen kann.
Die Beweise für eine glutenfreie Ernährung bei Endometriose
Eine Studie untersuchte 207 Frauen mit schwerer, schmerzhafter Endometriose, die für 12 Monate eine glutenfreie Diät verordnet bekamen. 75% der Frauen berichteten nach der glutenfreien Diät von einer signifikanten Verbesserung der schmerzhaften Symptome. Verbesserungen wurden auch in der körperlichen Funktionsfähigkeit, der allgemeinen Gesundheit und der psychischen Gesundheit festgestellt. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass keine der Frauen in der Studie eine Verschlechterung der Symptome während der glutenfreien Diät berichtete.
Eine weitere Studie mit 363 Frauen mit Endometriose fand ähnliche Ergebnisse. Die Frauen, die auf Gluten verzichteten, zeigten größere Verbesserungen bei Schmerz- und Wohlfühlwerten im Vergleich zu denen, die gluten- und/oder weizenhaltige Produkte konsumierten.
Es ist wichtig zu beachten, dass qualitativ bessere Studien mit größeren Patientenzahlen durchgeführt werden müssen, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Wir wissen auch nicht genau, warum der Verzicht auf Gluten bei einigen Frauen die Endometriose-Symptome zu lindern scheint, obwohl es einige Theorien gibt.
Warum könnte eine glutenfreie Diät bei Endometriose-Symptomen helfen?
Es gibt mehrere Theorien, warum der Verzicht auf Gluten die Symptome der Endometriose verbessern könnte:
Fruktane in glutenhaltigen Lebensmitteln:
Viele glutenhaltige Lebensmittel enthalten auch „Fruktane“, das sind kurzkettige Kohlenhydrate, die in Weizen und einigen anderen Getreidesorten vorkommen. Fruktane werden im Dünndarm schlecht aufgenommen und können bei manchen Menschen Magenbeschwerden verursachen und Symptome des Reizdarmsyndroms auslösen. Wenn Du von der Low-FODMAP-Diät gehört hast, stehen Fruktane für das „F“ in FODMAP. Viele Frauen mit Endometriose erfüllen häufiger die Diagnosekriterien für ein Reizdarmsyndrom, sodass die Fruktane möglicherweise die Reizdarm-Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen/-beschwerden, lockerer Stuhl oder Verstopfung verschlimmern, anstatt das Gluten selbst.
Für einige Personen könnte die Reduzierung von Fruktanen die Symptome lindern. Das bedeutet, dass keine glutenfreie Ernährung eingehalten werden muss, sondern die Reduktion von Fruktanen in der Ernährung eine Linderung der Beschwerden macht. Fruktane werden beispielsweise durch Sauerteiggärung teilweise abgebaut. Deshalb ist Sauerteigbrot besser verträglich.
Zöliakie oder Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität:
Wenn Du Endometriose und Verdauungsbeschwerden oder zunehmende Beckenschmerzen hast, die sich verbessern, wenn Du auf Gluten verzichtest, ist es wichtig, an eine unentdeckte Zöliakie oder Nicht-Zöliakie-Weizensensitiviät zu denken. Um Zöliakie zu diagnostizieren, müssen weitere Untersuchungen von Deinem Arzt bzw. Deiner Ärztin durchgeführt werden, während Du noch Gluten isst. Daher ist es wichtig, alle Symptome mit deinem Arzt bzw. deiner Ärztin zu besprechen.
Bei einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität werden eine Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen. Im Gegensatz zur Zöliakie, bei der das Immunsystem auf Gluten reagiert und Schäden an der Dünndarmschleimhaut verursacht, sowie zur Weizenallergie, die eine allergische Reaktion auf bestimmte Proteine im Weizen auslöst, ist die Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität weniger gut verstanden und es gibt keine klaren diagnostischen Tests dafür.
Bei einer Zöliakie ist ein lebenslanger Verzicht auf Gluten notwendig. Bei einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität wird Weizen gemieden und eine glutenarme Ernährung eingehalten.
Entzündungen und Autoimmunität:
Gluten kann zu Entzündungen beitragen und Symptome bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen verschlimmern. Endometriose ist eine Krankheit, die mit Entzündungen einhergeht. Das bedeutet, dass in Deinem Körper Entzündungsprozesse ablaufen, die Schmerzen und andere Beschwerden verursachen können. Einige Forscher vermuten, dass die Reduzierung von bestimmten Lebensmitteln, die diese Entzündungen fördern, helfen könnte, die Symptome zu lindern. Gluten ist ein solcher möglicher Auslöser. Durch den Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel könnte es sein, dass Du weniger entzündliche Reaktionen im Körper hast, was wiederum Deine Endometriose-Symptome verbessern könnte. Aber hier benötigen wir noch viel mehr Forschung, um sichere Aussagen treffen zu können.
Fazit zu glutenfreier Ernährung bei Endometriose:
Die Reaktion auf eine glutenfreie Diät variiert bei Menschen mit Endometriose. Während einige eine signifikante Erleichterung erfahren, bemerken andere keine wesentlichen Veränderungen bei glutenfreier Ernährung. Es sind mehr Studien nötig, um die Auswirkungen von Gluten, Fruktanen und anderen Weizenbestandteilen klar zu unterscheiden und die diätetischen Auswirkungen auf Endometriose-Symptome besser zu verstehen.
Es kann für Personen mit Endometriose vorteilhaft sein, eine glutenfreie Diät auszuprobieren, um zu sehen, ob sich ihre Symptome verbessern. Persönliche Überwachung und Anpassungen können Aufschluss darüber geben, ob Gluten, Fruktane oder andere Faktoren für die Symptomlinderung verantwortlich sind.
Man kann sich gesund und ausgewogen glutenfrei ernähren. Es besteht jedoch das Risiko von Makro- und Mikronährstoffmängeln bei jeder Ernährungsweise, bei der ganze Lebensmittelgruppen ausgeschlossen werden. Dieses Risiko ist besonders relevant, wenn Du versuchst, schwanger zu werden oder planst, in naher Zukunft schwanger zu werden. Sprich am besten mit spezialisierten Ärzt:innen, einer akkreditierte Diätassistentin oder Ernährungsberaterin, um sicherzustellen, dass Deine Nährstoffbedürfnisse erfüllt werden.