Gesunde Grenzen setzen: Wie man höflich 'Nein' zu Büro-Kuchen sagt
Es ist Mittwochmorgen, du gehst in die Büroküche, um dir einen Kaffee oder Tee zu holen und beobachtest, wie deine Kollegin gerade dabei ist, ihre selbstgebackenen Cupcakes auf einem Teller anzurichten. Daneben siehst du in hellem Papier eingeschlagen eine Platte, unter der sich wahrscheinlich noch Streuselkuchen vom Bäcker versteckt, damit es auf jeden Fall genug Süßkram für alle gibt.
Um 10.30 Uhr kommt dann die erste Rundmail.
Betreff: “Kuchen in der Büroküche im 1. Stock 🥰😋”
Gegen 14.30 Uhr kommt die Erinnerungsmail, dass noch Kuchen und Süßes in der Küche übrig sind. Als du in die Küche gehst, siehst du, dass jemand neben die verbleibenden Cupcakes noch eine offene Packung M&Ms und die Kekse aus dem Meeting gestellt hat.
Die “Kuchen-Kultur” hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Wenn ich in Unternehmen Ernährungsberatungen durchführe, dann erzählen mir die Teilnehmenden alle ähnliche Geschichten. Früher hat mal jemand zum Geburtstag einen Blechkuchen mitgebracht. Mittlerweile gibt es in manchen Büros fast täglich Kuchen, den jemand beim Bäcker gekauft hat.
Es ist schade, dass Kuchen nichts besonderes mehr ist. Und es ist wirklich schwierig, wenn man sich gesund ernähren möchte oder von Kuchen Verdauungsprobleme bekommt.
Es ist ja nicht mal so, dass man Kuchen mit einer gemeinsamen entspannten Kaffeepause verbindet. Meistens isst man die Hälfte des Kuchens im Stehen und nimmt sich den Rest mit an seinen Schreibtisch.
Unsere Umgebung beeinflusst unsere Gesundheit enorm
Wir sind alle intelligente Menschen, die täglich Entscheidungen treffen.
Aber es ist schwer, nur rationale Entscheidungen zu treffen und auf seine Selbstkontrolle zu vertrauen. Wir unterschätzen gerne, welchen enormen Einfluss unsere Umgebung auf unsere Gesundheit hat.
Ein Beispiel: In Kneipen und Restaurants durfte früher geraucht werden.
Auch wenn man nicht rauchen wollte, ist man Passivraucher gewesen oder hat seine guten Vorsätze über Bord geworfen, weil einem jemand eine Zigarette angeboten hat.
Natürlich konnte man sich dafür entscheiden, nur in Restaurants und Kneipen zu gehen, in denen nicht geraucht wurde. Aber die Auswahl war eingeschränkt.
Ähnlich ist es im Büro. Vielleicht möchte man eigentlich keinen Kuchen essen. Wenn es keinen Kuchen geben würde, würde man sich nicht extra welchen kaufen. Aber weil es andauernd Kuchen im Büro gibt und die Kollegin einem ein Stück Kuchen vor die Nase stellt, isst man am Ende doch wieder Kuchen.
Auch hier kann man sich natürlich aktiv gegen den Kuchen entscheiden. Aber es ist schwierig, wenn es andauernd Kuchen gibt und es auch einen gewissen Gruppenzwang gibt.
Natürlich zwingt einen keiner, den Kuchen im Büro zu essen. Aber es fühlt sich einfach schlecht an, wenn man der Kollegin (meistens sind es ein oder zwei Kolleginnen und Kollegen, die immer Kuchen mitbringen) sagt, dass man ihre selbstgebackene Frischkäsetorte nicht essen möchte. Sie hat es ja auch nur gut gemeint! Und manche Kollegen, die vielleicht nichts Böses wollen, stellen einen beim Verneinen des Kuchens als Spielverderber dar.
Außerdem ist es schwerer zu verzichten, wenn einem der Süßkram quasi vor die Nase gestellt wird. In einer Studie aus dem Jahr 2006 wurde der Schokoladenverzehr von 40 Büroangestellten gemessen. In der Studie wurden die Nähe der Süßigkeiten und die Sichtbarkeit verändert. Die Nähe wurde manipuliert, indem die Schokolade entweder direkt auf dem Schreibtisch der Teilnehmenden oder 2 m von ihnen entfernt platziert wurde. Die Sichtbarkeit wurde manipuliert, indem die Schokoladen in abgedeckte Schalen gelegt wurden, die entweder durchsichtig oder undurchsichtig waren.
Ergebnis: Die Büroangestellten aßen im Durchschnitt 2,2 Süßigkeiten mehr pro Tag, wenn sie sichtbar waren, und 1,8 Süßigkeiten mehr, wenn sie in unmittelbarer Nähe auf dem Schreibtisch lagen und nicht in 2 Meter Entfernung.
Das Beste, was einem also passieren kann, ist, dass einfach keine Süßigkeiten und Kuchen im Büro sichtbar und schnell greifbar sind. Das kann nur passieren, wenn sich mehrere Kolleginnen und Kollegen für eine gesunde Ernährung entscheiden. Dann kann man gemeinsam entscheiden, dass es Kuchen wieder nur zu wirklich besonderen Anlässen gibt.
Was ist aber, wenn du deine Kolleginnen und Kollegen nicht davon überzeugen kannst oder möchtest, weniger Kuchen mitzubringen? Dann musst du klare Grenzen setzen und höflich, aber bestimmt “Nein, danke.” zu Kuchen sagen.
So setzt du gesunde Grenzen und sagst “Nein” zu Büro-Kuchen
1. Freundlich, aber bestimmt “Nein” zu Kuchen im Büro sagen
Deine Kollegin ist super sympathisch, aber du magst einfach nicht ihren zuckrigen Kuchen essen? Natürlich willst du auch nicht, dass sie sich schlecht fühlt oder verunsichert ist.
Dann sag freundlich, aber bestimmt: “Das sieht wirklich gut aus. Aber ich möchte gerade nicht. Danke.”
Oder sag: “Das sind aber hübsche Cupcakes! Ich bin allerdings eher ein herzhafter Esser. Aber danke für dein Angebot.”
2. Einen Grund nennen, warum du keinen Kuchen im Büro essen willst
Du musst nicht unbedingt einen Grund nennen. Wenn deine Kolleginnen und Kollegen deine Grenzen akzeptieren, solltest du nicht diskutieren müssen. Manchmal hilft es jedoch, einen Grund zu nennen.
Erkläre kurz und knapp, warum du keinen Kuchen essen möchtest.
Ein kurzes “Ich vertrage leider keinen Kuchen.” oder “Ich möchte mehr auf meine Gesundheit achten.” reicht.
Ein effizienter Satz ist besser als eine ausschweifende Erklärung.
Wenn du erst anfängst zu erklären, dass du abnehmen möchtest, eine Laktoseintoleranz hast oder Glutenunverträglichkeit, eröffnest du den Kolleginnen und Kollegen Raum für Diskussionen. Besonders gut meinende bringen dir dann beim nächsten Mal einen glutenfreien oder laktosefreien Kuchen mit. Das Problem ist, dass diese meistens auch nicht viel gesünder sind und du eventuell trotzdem mit unangenehmen Verdauungsbeschwerden auf den Kuchen reagierst.
3. Nenne eine alternative Lösung
Sage: ”Nein, danke. Aber ich mache mir schnell einen Tee und setze mich zu euch.”
So zeigst du, dass du dich freust und nur, weil du keinen Kuchen isst, nicht auf die gemeinsame Zeit verzichten möchtest.
Oder du sagst: “Nein, danke. Aber sag mir Bescheid, wenn du das nächste Mal Kuchen mitbringst. Dann bringe ich mir von Zuhause etwas mit, was ich gut vertrage.”
Geselle dich mit deinem Tee, Kaffee oder auch einem Apfel dazu.
4. Wenn du doch ein Stück Kuchen nehmen musst, aber ihn nicht essen möchtest
Wenn dir deine Kollegen ungefragt Kuchen auf den Platz stellen oder dich solange nötigen, bis du ein Stück nimmst, dann wirf es auf keinen Fall im Büro weg.
Lass es erstmal auf deinem Tisch stehen. Erkläre dann, dass du gerade satt bist und du dich darauf freust, es später zu essen. Nimm es dann mit nach Hause, um deinen Mitbewohnern oder Nachbarn zu geben oder für später einzufrieren.
Wenn das Kuchenstück groß genug ist, um es mit anderen im Büro zu teilen, schneide dir ein kleines Stück zum Probieren ab. Nimm den Rest mit nach Hause oder lege es mit einem Post-It in die Büroküche. "Wahnsinnig leckerer Kuchen von Sabine - bitte genießt ihn!"
So kannst du Sabine ehrlich sagen, dass ihr Kuchen lecker ist. Musst aber keine Sorge haben, dass so eine kleine Menge deine gesundheitlichen Ziele oder Verdauung sabotiert.