Karoline Bachmann

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Was ist eigentlich ein Reizdarm?

“Ich kann bei Ihnen nichts Ungewöhnliches entdecken.”

“Ihre Verdauungsbeschwerden sind wahrscheinlich psychisch.” 

“Achten Sie mal auf Ihren Stress.” 

So oder so ähnlich hast du das vielleicht auch von deinen Ärzten gehört. Die Symptome seien vor allem psychisch, in deinem Kopf. 

Die Werte beim Arzt sind in Ordnung, aber ständiger Durchfall, Bauchschmerzen oder Verstopfung sind trotzdem da und schränken deine Lebensqualität stark ein. Kennst du das auch?

Bis endlich die Diagnose Reizdarm gestellt wird oder du dich mithilfe von Online-Foren selbst diagnostiziert hast. Es dauert durchschnittlich vier Jahre, bis eine Reizdarm-Diagnose gestellt wird.

Ein Reizdarmsyndrom soll also schuld an deinen Verdauungsproblemen sein. Aber was bedeutet das genau, an einem Reizdarmsyndrom zu leiden?

Was ist eigentlich ein Reizdarm?

Das Reizdarmsyndrom ist eine komplexe, gastrointestinale Erkrankung, von der weltweit bis zu eine von sieben Personen betroffen ist.

Als ich damals in meinem Studium war, haben wir noch gelernt, dass das Reizdarmsyndrom eine funktionelle Störung ohne bekannte körperliche Ursache sei. Mittlerweile heißt es, dass das Reizdarmsyndrom eine Erkrankung mit Störung der Darm-Hirn-Achse sei (ROM IV Kriterien seit 2016). 

Und obwohl so viele Menschen von der Erkrankung Reizdarmsyndrom betroffen sind, verlaufen viele Arztbesuche auch heute noch frustrierend. 

Eine Studie der kanadischen Gastrointestinal Society kommt zu dem Schluss, dass mehr als 50 % der Menschen mit Reizdarmsyndrom das Gefühl haben, dass die Angehörigen der Gesundheitsberufe sie nicht ernst nehmen. Das ist traurig für die Betroffenen, die unter ihren Symptomen des Reizdarms leiden.

Der Reizdarm ist gekennzeichnet durch wiederkehrende abdominale Symptome.
Zu den typischen Reizdarmsymptomen gehören:

  • Blähbauch und Blähungen

  • Bauchschmerzen

  • Bauchkrämpfe

  • Durchfall

  • Verstopfung

  • Veränderte Stuhlgewohnheiten.

Doch Vorsicht: Nicht jede Verstopfung oder weicher Stuhlgang ist auch gleich ein Reizdarm. Es ist kein Grund zur Sorge, wenn du ab und zu mal unter Verdauungsbeschwerden leidest. Auch andere Ursachen können einen Blähbauch verursachen.

Deine Verdauungsbeschwerden und Symptome müssen bestimmte Kriterien erfüllen, damit ein Reizdarm diagnostiziert werden kann.

Wie wird ein Reizdarm diagnostiziert?

Die gängigste Leitlinie zur Diagnose vom Reizdarmsyndrom sind die ROM-IV Kriterien.

Laut den ROM IV Kriterien leidest du an einem Reizdarm, wenn du die folgenden Reizdarm-Kriterien erfüllst.

Deine Beschwerden bestehen seit Monaten, mindestens jedoch seit 3 Monaten. Außerdem hast du mindestens einmal pro Woche Bauchschmerzen, die in Verbindung stehen mit mindestens zwei der folgenden Kriterien:

  • dem Absetzen von Stuhl

  • Veränderungen des Aussehens oder der Konsistenz deines Stuhls

  • Veränderung der Stuhlfrequenz, also wie häufig du aufs Klo gehen musst.

Und natürlich ganz wichtig: Alternative Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden!

Dein Arzt wird also zunächst alle anderen Erkrankungen ausschließen (Differentialdiagnose). Meist prüft den Art mithilfe von Blut- und Stuhluntersuchungen sowie einer Endoskopie (Darmspiegelung), ob andere Erkrankungen vorliegen. 

Dein Reizdarm ist kein “rein psychisches Problem”

Mittlerweile weiß man, dass bei einem Reizdarmsyndrom sehr wohl körperliche Veränderungen vorliegen. 

Bei einem Reizdarm können diese spezifischen Veränderungen beobachtet werden:

  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit gegenüber Reizung und Dehnung im Darm (viszerale Hypersensitivität)

  • Veränderungen der Darmflora (intestinales Mikrobiom)

  • Änderungen der Darmbewegung (Motilität-Veränderungen wie Durchfall und Verstopfung)

  • Störungen bei Verarbeitung des Zentralen und Vegetativen Nervensystems

  • Abweichungen der Schleimhaut- und Immunfunktion

Welche Reizdarm-Typen gibt es?

Die drei Subtypen des Reizdarmsyndroms sind IBS-C (vorherrschende Verstopfung), IBS-D (vorherrschend Durchfall) und IBS-M (Reizdarmsyndrom mit gemischten Stuhlgewohnheiten). 

IBS kommt aus dem Englischen und steht für Irritable Bowel Syndrome. 

Bei IBS-C (Irritable Bowel Syndrome with predominant constipation) herrschen Verstopfung  und Völlegefühl vor. Viele Betroffene leiden außerdem unter häufigen Bauchschmerzen.

IBS-D (Irritable Bowel Syndrome with predominant diarrhea) ist gekennzeichnet durch häufigen Stuhldrang, sehr weichen Stuhl oder wässrigen Durchfall. Die meisten Betroffenen berichten auch von Blähungen und starken, sehr dringlichen Stuhldrang.

Reizdarmpatienten mit IBS-M (Irritable Bowel Syndrome with mixed bowel habits) haben abwechselnd Durchfall und/oder Verstopfung.

Menschen, deren Symptome in keine Kategorie passen, gelten als nicht klassifiziertes Reizdarmsyndrom.

Nimmt die Häufigkeit des Reizdarmsyndroms zu?

Ein Reizdarmsyndrom kann im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter beginnen. Es kann ganz unerwartet in jedem Alter auftreten und für lange Zeiträume bestehen bleiben. Bei über 50% beginnt die Reizdarmerkrankung jedoch vor dem 35. Lebensjahr.

Das Reizdarmsyndrom ist weltweit die häufigste diagnostizierte Gastrointestinale Erkrankung. Dennoch gibt es (noch) keine medizinischen Tests zur Bestätigung oder Diagnose eines Reizdarms. 

Sowohl Männer als auch Frauen können von einem Reizdarm betroffen sein. Je nach Quelle sind Frauen jedoch fast doppelt so häufig von einem Reizdarmsyndrom betroffen.

Man geht davon aus, dass circa 11% der Weltbevölkerung an einem Reizdarm leiden. Die Dunkelziffer der nicht diagnostizierten Fälle könnte jedoch viel höher sein. In einer deutschen Studie lag die Rate der Reizdarm-Betroffenen bei fast 17%. 

Ob die Häufigkeit des Reizdarmsyndroms zunimmt, oder ob die steigende Zahl der Reizdarm-Erkrankten an der größeren Bekanntheit und verbesserten Diagnose liegt, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren. 

Es gibt Hinweise, dass unsere westliche Ernährung und unser Lebensstil einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des Reizdarmsyndroms haben könnten. 

Behandlung von Reizdarmsyndrom mit einer FODMAP-armen Diät

Ob die Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung des Reizdarmsyndroms hat, wird heiß diskutiert. Wir wissen allerdings, dass die Ernährung bei der Behandlung eines Reizdarms die Symptome und Beschwerden verbessern kann.

Eine relativ neue medizinische Diät, die so genannte Low-FODMAP-Diät, reduziert nachweislich die Symptome des Reizdarmsyndroms bei bis zu 75% der Betroffenen.

Die Ernährungsumstellung schränkt schlecht absorbierten Zucker ein, die als FODMAPs bekannt sind und in vielen gesunden Nahrungsmitteln, darunter in einigen Obst- und Gemüsesorten, Getreide und Milchprodukten, enthalten sind.

Durch die Einschränkung dieser Zucker in der Nahrung wird das Auftreten eines als Fermentation (oder auch Gärung) bezeichneten Prozesses verhindert. Fermentation ist der Prozess, bei dem die Darmbakterien, die in unserem Dickdarm leben, FODMAPs zersetzen und sich von diesen FODMAPs "ernähren".

Eigentlich hat die Fermentation mehrere Vorteile, die für die allgemeine Gesundheit wichtig sind, doch bei Menschen, die empfindlich sind, ist es genau dieser Prozess, der unerwünschte Symptome und Verdauungsbeschwerden auslöst.

Glücklicherweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass alle FODMAPs Probleme und Beschwerden bei Reizdarm-Patienten auslösen. Deswegen wird mit einer speziellen Ernährungsumstellung herausgefunden, welche speziellen FODMAPs bei dir zu deinen individuellen Beschwerden führen. 

SO LÄUFT DIE FODMAP-ARME DIÄT AB:

  1. Elimination von FODMAPs, Einhalten einer FODMAP-armen Ernährung

  2. Gezielte Wiedereinführung von einzelnen FODMAPs und Bestimmung deiner persönlichen Toleranzgrenze

  3. Personalisierte Ernährung: ausgewogenes Verhältnis zwischen eingeschränkten FODMAPs und wieder eingeführten, tolerierten FODMAPs

Durch diese personalisierte Ernährung werden die Reizdarmsymptome auf ein Minimum beschränkt, während gleichzeitig die Darmgesundheit unterstützt wird und eine Vielzahl gesunder Lebensmittel in der Ernährung erhalten bleibt.

Ich helfe dir, erfolgreich eine FODMAP-arme Ernährung durchzuführen, um endlich Gewissheit über deine persönlichen Trigger-Lebensmittel zu haben. Zuerst finden wir allerdings heraus, ob wir nicht schon mit anderen Ernährungs- und Lebensstilveränderungen deine Symptome in den Griff bekommen. Melde dich bei mir. Ich unterstütze dich.