Karoline Bachmann

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Endometriose und Verdauungsprobleme - Was ist der Zusammenhang?

Wenn du unter Endometriose leidest, kennst du wahrscheinlich nicht nur die schmerzhaften Menstruationsbeschwerden, sondern möglicherweise auch unangenehme Verdauungsprobleme. Vielleicht fragst du dich, warum das so ist und wie du deine Verdauung verbessern kannst. In diesem Artikel erkläre ich dir die Verbindung zwischen Endometriose und Verdauungsproblemen und gebe dir praktische Tipps, wie du dich besser fühlen kannst.

Endometriose in Deutschland: Ein Blick auf die aktuellen Zahlen

Im Jahr 2022 wurden über 339.000 Frauen und Mädchen ab zehn Jahren in Deutschland mit Endometriose diagnostiziert. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag 2022 bei 40 Jahren. Schätzungen zufolge sind etwa 8 bis 15 Prozent aller Frauen in Deutschland betroffen – das sind rund 2 Millionen Menschen. Da Endometriose oft schwer zu erkennen ist, könnte die tatsächliche Zahl sogar noch höher sein.

Endometriose tritt am häufigsten in der Gebärmuttermuskelschicht (Adenomyose), am Beckenrand und an den Eierstöcken auf. Aber auch der Darm und andere Organe können betroffen sein. Leider ist Endometriose oft mit starken Schmerzen verbunden, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.

Die Verbindung zwischen Endometriose und Verdauungsproblemen

Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung, bei der sich Zellen, die normalerweise die Gebärmutter auskleiden, außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Diese Zellen reagieren auf hormonelle Veränderungen, ähnlich wie die Schleimhaut der Gebärmutter, und können verschiedene Beschwerden verursachen. Häufig finden sich Endometrioseherde im Bauchfell, an den Eierstöcken, den Eileitern oder an der Wand von Darm und Blase. In seltenen Fällen können sie sogar weiter entfernte Organe wie die Lunge oder das Gehirn betreffen. Die Symptome sind vielfältig und können starke Schmerzen vor oder während der Menstruation, beim Geschlechtsverkehr oder Probleme mit der Fruchtbarkeit umfassen. Oft wird Endometriose erst bei der Abklärung eines Kinderwunschs entdeckt.

Die Verbindung zwischen Endometriose und Verdauungsproblemen ist komplex und wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:

1. Endometrioseherde im oder um den Darm

Wenn Endometrioseherde im oder um den Darm wachsen, können sie Entzündungen und Reizungen verursachen. Diese können sich in Form von Verstopfung, Durchfall, Blähungen und anderen Verdauungsbeschwerden zeigen. Aber selbst wenn sich die Herde nicht direkt im Darm befinden, kann das entzündliche Gewebe in der Nähe die Darmfunktion beeinträchtigen.

2. Viszerale Überempfindlichkeit bei Endometriose

Endometriose kann zu einer Überempfindlichkeit deiner Nerven im Bauchraum führen. Dein Darm reagiert also sensibler auf Blähungen oder einen aufgeblähten Bauch als der Darm von gesunden Menschen. Das bedeutet, dass du bereits auf geringe Mengen Gas oder auf einen vollen Magen empfindlicher reagierst, was Schmerzen verursachen kann.

3. Prostaglandine und Endometriose

Prostaglandine sind hormonähnliche chemische Botenstoffe, die vor und während deiner Periode freigesetzt werden und Kontraktionen der glatten Muskulatur verursachen, um die Gebärmutter zur Ablösung der Gebärmutterschleimhaut zu bringen. Ja, sie sind die Ursache für deine Krämpfe!

Prostaglandine sind jedoch auch bekannt dafür, Entzündungen und Schmerzen zu verstärken. Die Forschung zeigt, dass Frauen mit Endometriose möglicherweise mehr bestimmter Prostaglandine produzieren, die die entzündliche Reaktion verschärfen, Östrogen beeinflussen und die Gefäßversorgung der Endometrioseherde unterstützen können.

Prostaglandine können jedoch auch lokal auf andere Strukturen wie den Darm und die Blase wirken und Symptome wie Veränderungen in der Stuhlfrequenz und -konsistenz verursachen. Lies mehr dazu in diesem Artikel: Komischer Stuhlgang während der Periode?

4. Veränderte Darmflora und Endometriose

Deine Darmflora bzw. das Darmmikrobiom – also die Milliarden von Bakterien und anderen Mikroben, die in unserem Verdauungstrakt leben – steht jetzt im Verdacht, mit Endometriose in Verbindung zu stehen. Aktuelle, faszinierende Studien zeigen, dass das Mikrobiom (also die Darmflora) bei Menschen mit Endometriose möglicherweise ganz anders zusammengesetzt ist als bei denen, die nicht betroffen sind. Man könnte fast sagen, es gibt eine Art „Darmmikrobiom-Signatur“ für Endometriose.

Könnte dieses Wissen eine neue Chance für die Behandlung oder sogar Diagnose von Endometriose bieten? Das ist auf jeden Fall spannend! Zwar stehen wir noch am Anfang der Forschung, aber es gibt vielversprechende Ansätze. Veränderungen der Darmflora könnten auch Auswirkungen auf Verdauungsbeschwerden wie beim Reizdarmsyndrom haben und vielleicht auch erklären, warum Endometriose sich entwickelt. Es wird sogar vermutet, dass das Immunsystem oder der Östrogenstoffwechsel durch diese Unterschiede beeinflusst werden könnten. Wir brauchen noch mehr Forschung in diesem Bereich, aber es scheint offensichtlich, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien eine Rolle bei Endometriose spielt.

Unterstützung der Darmgesundheit bei Endometriose

Wie kannst du also deine Ernährung und deinen Lebensstil anpassen, um dein Darmmikrobiom zu stärken und Verdauungsbeschwerden bei Endometriose vorzubeugen? Hier sind einige einfache und effektive Tipps, die dir dabei helfen können:

Ballaststoffreiche Lebensmittel wählen

Versuche, täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu dir zu nehmen. Auch wenn unsere Verdauungsenzyme Ballaststoffe nicht direkt abbauen, lieben unsere Darmbakterien sie. Im Gegenzug versorgen sie dich mit wichtigen Nährstoffen, entzündungshemmenden Fettsäuren und einem glücklicheren Bauchgefühl. Eine Liste von ballaststoffreichen Lebensmitteln findest du hier.

Vielfältige pflanzliche Ernährung

Gönn dir eine bunte Mischung aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen, Hülsenfrüchten, Bohnen, Kräutern und Gewürzen. Diese Vielfalt sorgt für ein vielfältiges Darmmikrobiom, was zu einer gesünderen Verdauung und insgesamt besserer Gesundheit führt.

Viel trinken

Für eine regelmäßige Verdauung ist es wichtig, genug Flüssigkeit zu dir zu nehmen. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Regelmäßige Bewegung einbauen

Bewegung kann positive Veränderungen in deiner Darmflora bewirken. Also, halte dich aktiv, um deinem Darm etwas Gutes zu tun. Schaffst du mindestens einen 15 minütigen Spaziergang pro Tag?

Ausreichend Schlafen

Schlechter Schlaf kann sich negativ auf dein Darmmikrobiom auswirken. Sorge dafür, dass du mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht bekommst, um deine Verdauungsgesundheit zu unterstützen.

Low-FODMAP Ernährung bei Endometriose?

Wenn du unter Endometriose leidest und häufig mit Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung zu kämpfen hast, kann eine Low-FODMAP-Diät hilfreich sein. Diese Ernährungsweise wurde ursprünglich zur Behandlung des Reizdarmsyndroms entwickelt, zeigt aber auch bei Endometriose positive Effekte, da sie die Aufnahme bestimmter schwer verdaulicher Kohlenhydrate einschränkt, die Symptome verursachen können. Aber es ist ganz wichtig, dass man nicht in der Eliminationsphase stecken bleibt. Was meine ich damit?

Die Low-FODMAP-Diät wird in drei Phasen durchgeführt:

  1. Eliminationsphase: In dieser Phase werden alle High-FODMAP-Lebensmittel für 4-6 Wochen aus der Ernährung entfernt. Ziel ist es, die Symptome vollständig zu lindern.

  2. Wiederaufnahmephase: Hier werden schrittweise einzelne FODMAPs wieder eingeführt, um herauszufinden, welche spezifischen FODMAPs Symptome verursachen und in welcher Menge.

  3. Individualisierungsphase: Basierend auf den Ergebnissen der Wiederaufnahmephase wird eine langfristige Ernährungsweise entwickelt, die die verträglichen FODMAPs enthält und die problematischen vermeidet.

Es ist sinnvoll, sich Hilfe bei der Durchführung der Low-FODMAP Diät zu suchen, um erfolgreich alle drei Phasen zu durchlaufen und nicht zu lange in der Eliminationsphase zu stecken. Denn das schadet langfristig dem Darm.

Vermeide unnötige Einschränkungen

Vermeide es, unnötige diätetische Einschränkungen vorzunehmen, da diese die Vielfalt deiner Ernährung einschränken und die Ballaststoffe und Antioxidantien reduzieren können, die dein Darm so liebt. Tatsächlich tut es deinem Darm nicht gut, wenn zu einseitig und zu wenig isst. Verzichte auf Eliminationsdiäten ohne eine personalisierte Beratung durch eine Ernährungsberaterin.

Es gibt natürlich noch viel mehr Ernährungsempfehlungen bei Endometriose. Aber diese Tipps sind ein guter Start, um deine Darmgesundheit bei Endometriose zu unterstützen.

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