Alternative Süßungsmittel: Sind sie schlecht für den Darm?

zuckerfrei bauchschmerzen durchfall blaehungen

Süßer Geschmack ist ein universelles Vergnügen, das in vielen Kulturen geschätzt wird. Zucker hat einen festen Platz in unserer Ernährung, doch die zunehmende Besorgnis über die gesundheitlichen Auswirkungen eines hohen Zuckerkonsums hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen nach Alternativen suchen. Alternative Süßungsmittel bieten eine Möglichkeit, den Zuckerkonsum zu reduzieren, ohne auf den süßen Geschmack verzichten zu müssen. Diese Alternativen reichen von natürlichen Extrakten bis hin zu künstlich hergestellten Verbindungen. Doch wie wirken sich diese Süßungsmittel auf unsere Darmgesundheit aus? Sind sie wirklich eine gesunde Alternative oder können sie unsere Verdauung belasten?

Was steckt hinter den verschiedenen Süßungsmitteln?

Alternative Süßungsmittel sind Substanzen, die als Ersatz für Zucker verwendet werden, um Lebensmitteln eine süße Note zu verleihen. Sie unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur und ihrem Kaloriengehalt von herkömmlichem Zucker. Diese Süßstoffe können entweder natürlichen Ursprungs sein, wie z.B. Stevia, oder künstlich hergestellt werden, wie z.B. Sucralose. Die chemische Struktur der Süßungsmittel beeinflusst, wie sie vom Körper verarbeitet werden, und kann somit unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Während einige Süßungsmittel nur wenige Kalorien enthalten und keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben, können andere, insbesondere Zuckeralkohole, den Kaloriengehalt von Lebensmitteln reduzieren, aber dennoch Auswirkungen auf die Verdauung haben. Sie finden sich in einer Vielzahl von Produkten, von zuckerfreien Kaugummis und Getränken bis hin zu kalorienreduzierten Desserts.

Welche Arten von alternativen Süßungsmitteln gibt es?

Alternative Süßungsmittel lassen sich grob in drei Hauptkategorien unterteilen: Zuckeralkohole, Intensivsüßstoffe und natürliche Süßstoffe. Jede Kategorie hat ihre eigenen Eigenschaften und potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen.

  1. Zuckeralkohole (z.B. Xylit, Erythrit, Sorbit):

    Diese werden oft in "zuckerfreien" oder “light” Lebensmitteln verwendet. Sie liefern zwar Kalorien, aber weniger als Haushaltszucker, und sie haben einen geringeren Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Zuckeralkohole wie Xylit, Erythrit und Sorbit sind bekannt dafür, dass sie den Zahnschmelz nicht schädigen und daher nicht kariogen sind. Sie haben jedoch auch ihre Nachteile: Sie können in großen Mengen abführend wirken und Blähungen verursachen.

  2. Intensivsüßstoffe (z.B. Aspartam, Saccharin, Sucralose):

    Intensivsüßstoffe sind Verbindungen, die aufgrund ihrer extrem hohen Süßkraft nur in sehr geringen Mengen verwendet werden. Sie enthalten praktisch keine Kalorien und haben daher einen minimalen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Beispiele hierfür sind Aspartam, Saccharin und Sucralose. Diese Süßstoffe sind besonders in Light-Getränken und zuckerfreien Süßigkeiten verbreitet. Obwohl sie den Kaloriengehalt von Lebensmitteln reduzieren, gibt es Bedenken, dass sie das Mikrobiom im Darm negativ beeinflussen könnten. Noch werden sie als sicher eingestuft.

  3. Natürliche Süßstoffe (z.B. Stevia, Agavendicksaft, Honig):

    Natürliche Süßstoffe wie Stevia, Agavendicksaft und Honig haben sich als Alternativen zu Zucker etabliert. Stevia wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen und hat nahezu keine Kalorien, was sie zu einer attraktiven Option für diejenigen macht, die ihre Kalorienzufuhr reduzieren möchten. Studien deuten darauf hin, dass Stevia sogar entzündungshemmende Eigenschaften haben könnte, was zusätzliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen könnte. Agavendicksaft und Honig sind ebenfalls natürliche Süßstoffe, die jedoch Zucker und Kalorien enthalten. Agavendicksaft hat einen hohen Fruktosegehalt, was in großen Mengen gesundheitliche Nachteile mit sich bringen könnte. Honig, obwohl er natürliche Antioxidantien enthält, hat immer noch einen hohen Zuckergehalt und sollte daher ebenfalls in Maßen konsumiert werden.

Ein kleiner Blick in die Geschichte

Alternative Süßungsmittel haben eine lange Geschichte, die weit über die modernen Entwicklungen hinausgeht. Saccharin, der erste künstliche Süßstoff, wurde im 19. Jahrhundert entdeckt und gewann während der Zuckerknappheit in den Weltkriegen an Bedeutung. In den 1980er Jahren, als die gesundheitlichen Bedenken über hohen Zuckerkonsum zunahmen, begann eine intensive Forschung und Entwicklung neuer Süßstoffe. Diese Zeit markierte den Beginn einer Ära, in der die Suche nach gesünderen Alternativen zum Zucker verstärkt wurde. Die kontinuierliche Forschung und Innovation in diesem Bereich haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen alternative Süßungsmittel in ihren täglichen Ernährungsplan integrieren.

Wo stecken alternative Süßungsmittel drin?

Alternative Süßungsmittel sind in einer Vielzahl von Lebensmitteln und Getränken zu finden, oft in Produkten, die als „zuckerfrei“ oder „light“ beworben werden. Hier einige Beispiele:

  • Zuckerfreie Kaugummis und Bonbons: Diese enthalten häufig Zuckeralkohole wie Sorbit oder Xylit. Diese Zuckeralkohole ermöglichen es, den süßen Geschmack zu erzielen, ohne die Kalorienbelastung oder das Kariesrisiko von herkömmlichem Zucker.

  • Light-Getränke: Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose sind häufig in diesen Getränken enthalten. Sie bieten die Süße, ohne Kalorien hinzuzufügen, was sie zu einer beliebten Wahl für Menschen macht, die Gewicht reduzieren möchten oder ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren wollen.

  • Kalorienarme Desserts: Diese verwenden oft eine Kombination aus Zuckeralkoholen und Intensivsüßstoffen. Die Kombination dieser Zutaten ermöglicht es, den Kaloriengehalt zu senken, während der Geschmack beibehalten wird.

  • Proteinpulver: Viele Proteinpulver enthalten Stevia oder Sucralose als Süßungsmittel. Diese Süßstoffe bieten eine Möglichkeit, den Geschmack des Pulvers zu verbessern, ohne zusätzliche Kalorien hinzuzufügen.

Was sagen die EFSA und das Bundesinstitut für Risikobewertung?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind die maßgeblichen Institutionen, die für die Bewertung der Sicherheit von Lebensmitteln verantwortlich sind. Beide Organisationen haben umfassende Bewertungen der Sicherheit von Süßstoffen durchgeführt. Ihre Erkenntnisse bestätigen, dass die in der EU zugelassenen Süßstoffe sicher sind, solange sie innerhalb der festgelegten Verzehrgrenzen konsumiert werden. Das bedeutet, dass ein moderater Konsum von Lebensmitteln, die diese Süßstoffe enthalten, unbedenklich ist.

Süßungsmittel und die Darmgesundheit: Was sagt die Forschung?

Die Auswirkungen von Süßungsmitteln auf die Darmgesundheit sind ein zunehmend relevantes Forschungsthema. Eine gesunde Darmflora ist entscheidend für unser allgemeines Wohlbefinden und kann unsere Verdauung, Immunabwehr und sogar unsere Stimmung beeinflussen. Der Einfluss von Süßungsmitteln auf das Mikrobiom, die Gemeinschaft der Mikroben im Darm, ist komplex und wird derzeit intensiv erforscht.

  1. Zuckeralkohole: Einige Zuckeralkohole wie Erythrit haben keinen bekannten Einfluss auf das Mikrobiom. Doch sie können in großen Mengen abführend wirken und Blähungen verursachen. Das liegt daran, dass sie im Dünndarm nicht vollständig absorbiert werden und in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Das führt zu Gasbildung und kann bei empfindlichen Personen zu Durchfall führen. Das ist besonders dann ein Problem, wenn man ganze Kuchen mir Erythrit oder Xylit (Birkenzucker) backt, also große Mengen aufnimmt. Xylit (Birkenzucker) verursacht schon in geringeren Mengen Verdauungsprobleme.

    Erythrit wird oft als sicher angesehen und kann die Glukosetoleranz verbessern. Allerdings gibt es Studien, die darauf hinweisen, dass hohe Konzentrationen von Erythrit im Blut das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen könnten, da es die Blutgerinnung fördert.

  2. Künstliche Süßstoffe: Diese Süßstoffe werden in Labors chemisch hergestellt und sind oft sehr viel süßer als Zucker. Sie haben praktisch keine Kalorien, weil man nur sehr kleine Mengen davon benötigt, um eine ähnliche Süße zu erreichen. Beispiele für künstliche Süßstoffe sind Aspartam, Saccharin und Sucralose. Ein Teelöffel dieser Süßstoffe kann so viel Süße liefern wie 200 bis 20.000 Teelöffel Zucker! Deshalb werden sie oft in Diät-Getränken, Light-Produkten und zuckerfreien Süßigkeiten verwendet.

    Bezüglich des Einflusses auf den Darm ist die Forschung noch uneindeutig. Einige Studien legen nahe, dass diese Süßstoffe das Mikrobiom verändern könnten, was theoretisch zu einer gestörten Verdauung oder sogar zu metabolischen Problemen führen könnte. Eine Studie fand heraus, dass nicht kalorienhaltige künstliche Süßstoffe wie Saccharin und Sucralose selbst in kurzfristigen Studien mit gesunden Teilnehmern, die normalerweise keine solchen Süßstoffe konsumierten, zur Darmdysbiose und einer Verschlechterung der Blutzuckerkontrolle beitrugen. Dies ist besonders bedenklich, da diese Produkte häufig von Verbrauchern verwendet werden, die ihren Zuckerkonsum reduzieren möchten, um die Blutzuckerkontrolle zu verbessern. Andere Studien wiederum konnten keinen signifikanten Einfluss feststellen.

    Besonders bedenklich ist der Einfluss von Sucralose, das in der Schwangerschaft und Stillzeit konsumiert wird, da es das Mikrobiom des Kindes ungünstig beeinflussen könnte. Sucralose ist dafür bekannt, die Plazenta zu durchqueren und in die Muttermilch überzugehen. Der Konsum von Sucralose in der Ernährung von schwangeren und stillenden Müttern wurde mit einem Anstieg von Methanobrevibacter-Arten in Verbindung gebracht, einer Bakterienart, die auch mit Fettleibigkeit bei Kindern in Zusammenhang gebracht wurde.

  3. Stevia und Co.: Natürliche Süßstoffe wie Stevia scheinen besser verträglich zu sein. Stevia wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen. Erste Studien deuten darauf hin, dass Stevia entzündungshemmende Eigenschaften haben könnte und insgesamt besser verträglich ist als viele andere Süßungsmittel. Dennoch ist die Datenlage noch nicht vollständig klar, und weitere Forschung ist erforderlich, um alle potenziellen Langzeitwirkungen zu verstehen.

Fazit: Ein süßes Leben – in Maßen

Alternative Süßungsmittel bieten eine Möglichkeit, den Zuckerkonsum zu reduzieren und den süßen Geschmack in der Ernährung zu bewahren. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Während die meisten Menschen alternative Süßungsmittel gut vertragen, können übermäßige Mengen bei empfindlichen Personen zu Verdauungsbeschwerden führen. Der Schlüssel liegt in einem ausgewogenen Umgang und der Achtsamkeit gegenüber den Signalen unseres Körpers.

Außerdem wissen wir noch nicht, welchen Einfluss ein häufiger Verzehr von Süßungsmitteln auf die Darmgesundheit hat. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass Süßungsmittel - besonders künstliche Süßstoffe - das Mikrobiom (aka deine Darmflora) negativ verändern.

Also, wenn du das nächste Mal zu einem zuckerfreien Snack greifst, denke daran: Dein Darm wird es dir danken, wenn du nur kleine Mengen davon isst.

Am besten ist es, insgesamt weniger süß zu essen, auf natürliche süße Lebensmittel zu setzen und ab und zu ein ganz normales Dessert mit Zucker zu genießen. Ein ausgewogener Ansatz ist der Schlüssel zu einer gesunden Ernährung, bei der der Genuss von Süßem in Maßen möglich ist, ohne die Gesundheit zu beeinträchtigen.

Weitere Artikel, die dich interessieren könnten:

  • Basson AR, Rodriguez-Palacios A, Cominelli F. Artificial Sweeteners: History and New Concepts on Inflammation. Front Nutr. 2021 Sep 24;8:746247. doi: 10.3389/fnut.2021.746247. PMID: 34631773; PMCID: PMC8497813.

    Green CH, Syn WK. Non-nutritive sweeteners and their association with the metabolic syndrome and non-alcoholic fatty liver disease: a review of the literature. Eur J Nutr. 2019 Aug;58(5):1785-1800. doi: 10.1007/s00394-019-01996-5. Epub 2019 May 22. PMID: 31119399.

    Suez J, Korem T, Zeevi D, Zilberman-Schapira G, Thaiss CA, Maza O, Israeli D, Zmora N, Gilad S, Weinberger A, Kuperman Y, Harmelin A, Kolodkin-Gal I, Shapiro H, Halpern Z, Segal E, Elinav E. Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature. 2014 Oct 9;514(7521):181-6. doi: 10.1038/nature13793. Epub 2014 Sep 17. PMID: 25231862.

    Kawano R, Okamura T, Hashimoto Y, Majima S, Senmaru T, Ushigome E, Asano M, Yamazaki M, Takakuwa H, Sasano R, Nakanishi N, Hamaguchi M, Fukui M. Erythritol Ameliorates Small Intestinal Inflammation Induced by High-Fat Diets and Improves Glucose Tolerance. Int J Mol Sci. 2021 May 24;22(11):5558. doi: 10.3390/ijms22115558. PMID: 34074061; PMCID: PMC8197374.

    Tapia-González A, Vélez-Ixta JM, Bueno-Hernández N, Piña-Escobedo A, Briones-Garduño JC, de la Rosa-Ruiz L, Aguayo-Guerrero J, Mendoza-Martínez VM, Snowball-Del-Pilar L, Escobedo G, Meléndez-Mier G, Méndez-García LA, García-Mena J, Esquivel-Velázquez M. Maternal Consumption of Non-Nutritive Sweeteners during Pregnancy Is Associated with Alterations in the Colostrum Microbiota. Nutrients. 2023 Nov 26;15(23):4928. doi: 10.3390/nu15234928. PMID: 38068786; PMCID: PMC10708104.

Zurück
Zurück

Ist Gluten schlecht? Sollte man nur noch glutenfreie Nudeln & Brot kaufen?

Weiter
Weiter

Lebensmittel, die einen Blähbauch verursachen - und was du dagegen tun kannst