Ich bin Ernährungsberaterin und empfehle dir hinzufügen statt weglassen

Als Ernährungsberaterin erzählen mir ständig Leute, welche Lebensmittel sie gerade weglassen oder welche Diät sie mal ausprobiert haben. Und ich rede nicht nur über meine Kundinnen - auch Leute, die ich gerade erst kennengelernt habe, erzählen mir ohne jegliche Aufforderung (wirklich null Aufforderung), was sie essen und vor allem, was sie nicht essen.

(Ich habe festgestellt, dass das zum Beruf gehört, wenn man erzählt, dass man in diesem Bereich tätig ist. Viele erklären mir auch auf Parties, wie ihr Stuhlgang gerade so ist, aber das will ich hier nicht im Detail beschreiben.)

Die eine Frage, die mir fast immer von Freunden, Familienmitgliedern, Kundinnen (und neuen Bekannten) gestellt wird, lautet: "Was sollte ich nicht essen?"

Welche Lebensmittel lieber nicht essen und weglassen

Alle möchten immer wissen, welche Lebensmittel sie aus ihrer Ernährung streichen sollten, um "gesünder" zu sein. Um einen flachen Bauch zu haben. Um eine regelmäßige Verdauung zu haben. Um dünn zu sein oder eine schönere Haut zu haben.

Die Diätindustrie und Instagram haben uns glauben gemacht, dass wir bestimmte Lebensmittel und Lebensmittelgruppen weglassen müssen, um gesünder, glücklicher, schlanker und energiegeladener zu sein - eigentlich egal, worum es geht. Und es scheint immer eine neue Liste von "Lebensmitteln, die man niemals essen sollte" zu geben.

Ständig werden wir mit diesen angstmachenden Aussagen konfrontiert “Iss niemals XYZ oder du wirst dick, dumm und krank werden.”

Weißt du was? Sich selbst zu berauben, ist nicht der Weg zu einem gesünderen Lebensstil.

Eine abwechslungsreiche, vielfältige Ernährung ist der Schlüssel zur Gesundheit.

Wir mögen denken, dass wir strenge Ernährungsregeln brauchen, um keine Verdauungsbeschwerden mehr zu haben oder uns selbst im Griff zu haben. Aber immer mehr Lebensmittel wegzulassen, macht uns nicht gesünder. Aufgrund irgendwelcher Ernährungstrends oder sogar wahllos Lebensmittel wegzulassen, zieht fast immer negative Effekte mit sich. Deshalb bin ich dafür,

erstmal MEHR Lebensmittel zu essen, anstatt Lebensmittel wegzulassen.

Und das hier sind die Gründe:

  1. Eine vielfältige Ernährung sorgt für eine vielfältigere Darmflora

  2. Eine einseitige Ernährung kann Unverträglichkeiten verursachen oder verschlimmern

  3. Mehr Lebensmittel = mehr Lebensfreude und Lebensqualität

  4. Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen sicherstellen

Eine vielfältige Ernährung sorgt für eine vielfältigere Darmflora

Unser Darm beherbergt eine beeindruckende Vielfalt von Mikroorganismen, die unsere Darmflora bilden. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit einer breiten Auswahl an ballaststoffreichen Lebensmitteln fördert das Wachstum verschiedener guter Bakterienstämme in unserem Darm. Eine Vielfalt an Lebensmitteln ist wichtiger für einen gesunden Darm und deine Gesundheit als einzelne Lebensmittel wegzulassen, das zeigen uns Studien.

Eine vielfältige Darmflora ist eng mit einer guten Verdauung, einem gestärkten Immunsystem und sogar unserer mentalen Gesundheit verbunden. Die Darmflora spielt außerdem eine bedeutende Rolle bei der Regulation unseres Gewichts. Eine ausgewogene und vielfältige Darmflora unterstützt die Verdauung und den Stoffwechsel, was sich positiv auf das Körpergewicht auswirken kann. Gute Darmbakterien fördern die Aufnahme von Nährstoffen, während sie gleichzeitig Entzündungen im Körper reduzieren können. Eine unausgewogene Darmflora hingegen könnte möglicherweise zu Gewichtszunahme oder Schwierigkeiten beim Abnehmen führen.

Du vernachlässigst deine Darmbakterien, wenn du dich sehr einseitig ernährst.

Eine einseitige Ernährung kann Unverträglichkeiten verursachen oder verschlimmern

Eine einseitige Ernährung kann langfristig zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen. Wenn wir ganze Lebensmittelgruppen dauerhaft meiden, kann dies zu einer verminderten Produktion von Enzymen führen, die für die Verdauung dieser Lebensmittel notwendig sind. Unsere Darmgesundheit spielt hierbei eine entscheidende Rolle, denn die Darmschleimhaut ist eine wichtige Barriere zwischen unserer Nahrung und unserem Körper. Eine gesunde Darmschleimhaut ermöglicht die Aufnahme von Nährstoffen und verhindert das Eindringen von unerwünschten Substanzen.

Eine abwechslungsreiche und vielfältige Ernährung unterstützt die Gesundheit des Darms, indem sie eine Vielzahl von Nährstoffen liefert, die zur Regeneration und Aufrechterhaltung der Darmschleimhaut beitragen. Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien aus einer Vielzahl von Lebensmitteln stärken die Darmbarriere und fördern eine gesunde Darmflora.

Wenn wir uns jedoch einseitig ernähren und bestimmte Lebensmittelgruppen dauerhaft meiden, kann die Darmgesundheit beeinträchtigt werden. Dies kann zu einer gestörten Darmflora führen, da bestimmte Bakterienstämme nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Eine geschwächte Darmflora kann die Verdauung beeinflussen und zu Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Unverträglichkeiten führen.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten können sich im Laufe der Zeit entwickeln, wenn wir immer weniger Lebensmittelvielfalt in unsere Ernährung integrieren. Unser Körper kann empfindlich auf Nahrungsbestandteile reagieren, die er nicht mehr gewohnt ist. Dadurch können Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln entstehen, die wir einst problemlos genießen konnten.

Mehr Lebensmittel = mehr Lebensfreude und Lebensqualität

Eine vielfältige Ernährung kann zu mehr Lebensfreude und einer höheren Lebensqualität führen. Statt uns auf Verbote zu konzentrieren, sollten wir uns auf eine positive und vielfältige Ernährung konzentrieren, die uns Freude und Gesundheit bringt. Eine bunte Mischung an Nahrungsmitteln fördert nicht nur unsere Darmgesundheit, sondern steigert auch unsere Lebensfreude. Das Genießen einer Vielfalt an Lebensmitteln bereichert unseren Speiseplan, hilft Heißhunger vorzubeugen und trägt zu unserem Wohlbefinden bei.

Du fragst dich vielleicht, warum das so ist. Nun, diese Mentalität des Mangels, bei der bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen tabu sind, macht uns tatsächlich eher dazu geneigt, diese Lebensmittel in Zukunft zu überessen. Es liegt nicht daran, dass uns "Willenskraft" fehlt oder dass wir bei Diäten versagen - es ist vielmehr wie bei Adam und Eva der Effekt der "verbotenen Frucht". Das Verbotene übt einen besonderen Reiz auf uns aus, bis wir es endlich "erlaubt" bekommen. Und dann neigen wir dazu, es in großen Mengen zu konsumieren, was uns oft ein schlechtes Gewissen bereitet.

Diese gefährliche Diätspirale führt dazu, dass wir uns Lebensmittel verbieten und sie weglassen. Dann fühlen wir uns schuldig, wenn wir sie doch essen, schwören, sie nie wieder zu essen, und haben dann immer wieder Heißhunger darauf. Schließlich essen wir riesige Mengen von ihnen und fühlen uns schlecht. Das ist kein gesunder Weg, um unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit zu fördern.

Stattdessen sollten wir uns bewusst für eine positive und genussvolle Ernährung entscheiden, die uns nicht einschränkt, sondern uns eine Vielfalt an köstlichen Möglichkeiten bietet. Dazu gehört auch mal ein Eis, Schokolade oder Chips essen zu können, ohne gleich mit einem schlechten Gewissen zu hadern. Man kann und darf seine Lieblingslebensmittel in eine gesunde Ernährung einbauen, auch wenn man abnehmen möchte.

Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen sicherstellen

Eine optimale Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen ist leichter, wenn wir eine vielfältige Ernährung wählen. Durch die Integration einer breiten Palette an Lebensmitteln in unseren Speiseplan stellen wir sicher, dass unser Körper mit den notwendigen Bausteinen für eine gesunde Verdauung und ein strahlendes Äußeres versorgt wird.

Während abwechslungsreiche Ernährungsgewohnheiten uns mit einer Fülle von Nährstoffen versorgen, ist es wichtig, auch mögliche Nährstoffmängel bei bestimmten Ernährungsformen im Blick zu behalten. Diäten wie die ketogene Diät (Keto), Intervallfasten oder Clean Eating können unter Umständen zu einem unzureichenden Nährstoffangebot führen. Zum Beispiel könnte die ketogene Diät aufgrund ihrer restriktiven Kohlenhydratzufuhr zu einem Mangel an Ballaststoffen und bestimmten Vitaminen führen. Intervallfasten könnte zu unregelmäßigen Nahrungsaufnahmen führen, die möglicherweise nicht alle erforderlichen Nährstoffe in ausreichender Menge liefern. Clean Eating, das auf den Verzicht von verarbeiteten Lebensmitteln abzielt, kann zwar förderlich sein, aber wenn nicht sorgfältig geplant, könntest du zu wenig Nährstoffe aufnehmen oder mit deinen strengen Regeln in eine Essstörung abrutschen.

Wann es Sinn ergibt, Lebensmittelgruppen wegzulassen

Es gibt Situationen, in denen es durchaus Sinn ergibt, bestimmte Lebensmittel wegzulassen. Zum Beispiel, wenn man bestimmte Lebensmittel absolut eklig oder geschmacklich nicht verträglich findet. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und Abneigungen, und es ist wichtig, dass man sich bei der Ernährung wohl und zufrieden fühlt.

Eliminationsdiäten wie die Low-FODMAP-Diät können auch gezielt durchgeführt werden, um Trigger-Lebensmittel zu identifizieren. In solchen Fällen wird für eine begrenzte Zeit eine Auswahl von potenziell problematischen Lebensmitteln aus der Ernährung gestrichen, um herauszufinden, ob sie Auslöser von Beschwerden oder Unverträglichkeiten sind. Nach einer gewissen Zeit werden die Lebensmittel schrittweise wieder eingeführt, um zu beobachten, wie der Körper darauf reagiert. Dies kann helfen, individuelle Unverträglichkeiten oder Allergien aufzudecken und eine maßgeschneiderte Ernährungsstrategie zu entwickeln.

Für Menschen mit Zöliakie, einer Autoimmunerkrankung, die eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten verursacht, ist es unerlässlich, glutenhaltige Lebensmittel zu meiden. Der Verzehr von Gluten kann bei Betroffenen zu einer Schädigung der Darmschleimhaut führen und langfristige gesundheitliche Probleme verursachen. In solchen Fällen ist das Weglassen von glutenhaltigen Lebensmitteln die einzige sichere und notwendige Lösung. Gesunde Menschen ohne Zöliakie müssen jedoch keine Angst vor Gluten haben.

Allergien gegen bestimmte Lebensmittel können ebenfalls eine klare Indikation dafür sein, diese Lebensmittel aus der Ernährung zu streichen. Bei einer Lebensmittelallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Proteine in den Nahrungsmitteln und löst allergische Reaktionen aus. In solchen Fällen ist das Weglassen der allergieauslösenden Lebensmittel entscheidend, um allergische Symptome zu vermeiden und die Gesundheit zu schützen.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Weglassen von Lebensmitteln in diesen speziellen Situationen einen klaren medizinischen oder persönlichen Grund hat. In den meisten anderen Fällen ist eine ausgewogene und vielfältige Ernährung jedoch empfehlenswert, um eine optimale Versorgung mit Nährstoffen sicherzustellen und das Wohlbefinden zu fördern. Trau dich, bei Unsicherheiten bezüglich der eigenen Ernährung mit Fachexpert*innen zu sprechen, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen und die bestmögliche Ernährungsweise für DEINEN Körper zu finden.

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