3 “gesunde Gewohnheiten”, die schlecht für deine Hormone sind
Hormone sind wie Boten in unserem Körper und steuern viele wichtige Vorgänge wie unseren Stoffwechsel, unser Wachstum, die Fortpflanzung, unseren Schlaf und unsere Stimmung. Schon kleine Veränderungen im Hormonspiegel können verschiedene Funktionen im Körper beeinflussen. Manche Krankheiten können das Gleichgewicht der Hormone stören, aber wir können durch Ernährung und Lebensstil viel tun, um unsere Hormone im Gleichgewicht zu halten.
Wusstest Du, dass Hormone sehr empfindlich darauf reagieren, was wir essen und wie wir leben? Tatsächlich können manche Verhaltensweisen, die Du vielleicht als gesund wahrnimmst, mehr schaden als nützen. In diesem Artikel schauen wir uns einige dieser „gesunden Gewohnheiten“ an, die Hormone beeinflussen können, und ich gebe Dir Tipps, was Du stattdessen tun kannst, um Deine Hormone im Gleichgewicht zu halten.
Nummer 1: Ganz viel Gemüse und Protein essen, aber super wenig Kohlenhydrate und Fett essen
Viele Frauen glauben, dass Kohlenhydrate schlecht sind und dass man von Fett dick wird. Das ist verständlich, denn es gibt viele solcher Mythen. Aber es ist wichtig zu wissen, dass Kohlenhydrate und Fette genauso wichtig sind wie Proteine und Gemüse.
Proteine und Gemüse sind sehr wichtig für unsere Ernährung, aber wir brauchen auch ausreichend Kohlenhydrate und Fette. Diese Nährstoffe helfen unserem Körper bei vielen wichtigen Funktionen. Besonders für die Gesundheit unserer Hormone sind Kohlenhydrate und Fette unverzichtbar.
Es ist also nicht gut, Kohlenhydrate und Fette komplett zu vermeiden. Sie sind ein wichtiger Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Ein gutes Gleichgewicht aller Makronährstoffe ist wichtig für unser Wohlbefinden.
Diäten, die zu wenig Fett enthalten, können unsere Hormone durcheinander bringen, besonders die Sexualhormone. Diese Hormone sind sehr wichtig für einen regelmäßigen Zyklus und unser Wohlbefinden.
Es gibt Hinweise darauf, dass mehr gesunde Fette, wie Omega-3-Fettsäuren, die Fruchtbarkeit unterstützen. Diese Fette beeinflussen unsere Hormone positiv. Die Omega-3-Fettsäure Docosapentaensäure (DPA), die in fettem Fisch vorkommt, kann das Risiko verringern, dass bei Frauen kein Ei aus den Eierstöcken freigesetzt wird. Eine Studie hat gezeigt, dass Linolsäure, eine wichtige Omega-6-Fettsäure, die Freisetzung von LH erhöht. LH reguliert die Funktion der Eierstöcke bei Frauen und der Hoden bei Männern.
Es ist also wichtig, genug gesunde Fette in unserer Ernährung zu haben, um unsere Hormone und damit unser Wohlbefinden zu unterstützen.
Kohlenhydratarme Diäten können die Schilddrüsenhormone beeinflussen. Die Schilddrüse produziert Hormone, die wichtig für unsere Energie, Temperatur und den Stoffwechsel sind. Wenn Du zu wenig Kohlenhydrate isst, kann das die Umwandlung eines dieser Hormone (T4) in ein anderes (T3) stören. Dadurch kann der T3-Spiegel sinken, was zu Müdigkeit und Gewichtszunahme führen kann.
Die gute Nachricht ist, dass diese Symptome oft besser werden, wenn Du mehr Kohlenhydrate und Energie zu Dir nimmst, vorausgesetzt, dass sie nicht durch eine andere Krankheit verursacht werden. Es ist wichtig, genug Kohlenhydrate zu essen, um Deine Schilddrüsenhormone im Gleichgewicht zu halten und Dich gut zu fühlen.
Nummer 2: Das Frühstück ausfallen lassen
Frühstück wird oft als „die wichtigste Mahlzeit des Tages“ bezeichnet. Auch wenn keine Mahlzeit wichtiger ist als eine andere, hat das Frühstück viele Vorteile für unsere Gesundheit. Viele Frauen lassen das Frühstück aus, weil sie abnehmen möchten oder morgens so beschäftigt sind, dass sie keinen Appetit haben. Es ist verständlich, dass es Zeiten gibt, in denen es schwer fällt, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.
Frühstücken kann zwar nicht den Stoffwechsel direkt anregen, aber es hat nachweislich positive Auswirkungen auf die Gesundheit und kann beim Abnehmen unterstützen, indem es Hormone beeinflusst, die den Appetit regulieren.
Studien zeigen, dass Menschen, die das Frühstück auslassen, höhere Werte des Hungerhormons Ghrelin haben. Sie neigen auch dazu, abends mehr kohlenhydrat- und fettreiche Lebensmittel zu essen. Das bedeutet, dass manche Frauen möglicherweise Gewicht verlieren, indem sie das Frühstück auslassen, während andere die „gesparten“ Kalorien abends verzehren, weil sie einfach mehr Hunger haben als diejenigen, die gefrühstückt haben.
Ein weiteres wichtiges Hormon ist Leptin, das für das Sättigungsgefühl sorgt. Wenn du das Frühstück auslässt, kann der Leptinspiegel niedriger sein, was dazu führt, dass du abends mehr Hunger hast und möglicherweise schlechter schläfst. Viele Frauen bemerken auch, dass sie vormittags oder nachmittags schnell gereizt sind, weil ihr Körper einfach hungrig ist.
Aber das ist noch nicht alles. Auch Insulin wird durch das Auslassen des Frühstücks beeinflusst. Insulin hilft, den Blutzucker zu regulieren. Wenn du nicht frühstückst, kann dein Körper weniger gut auf Insulin reagieren, was zu hohem Blutzucker führen kann und andere Hormone negativ beeinflussen kann.
Zusammengefasst: Frühstück liefert wichtige Nährstoffe und hilft dir, deinen Appetit zu regulieren. Das kann helfen, spätes Essen zu reduzieren und dir dabei helfen, deine Ernährung besser zu kontrollieren.
Nummer 3: Sport auf nüchternem Magen (fasted training)
Gehörst du zu denjenigen, die gleich morgens Sport machen, ohne vorher zu frühstücken? Beim fasted training trainierst du ohne vorher zu essen, oft direkt nach dem Aufstehen am Morgen. Dein Ziel ist es wahrscheinlich, schneller auf deine Energiereserven zuzugreifen, weil du hoffst, dass du so mehr Fett verbrennst.
In der Theorie funktioniert das so: Der Körper speichert Kohlenhydrate als Glykogen in Leber und Muskeln. Ohne Nahrung kann das Glykogen zu Glukose umgewandelt werden, um stabile Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten. Wenn das Glykogen aufgebraucht ist, beginnt der Körper, Fett abzubauen und als Brennstoff zu verwenden.
Aber obwohl Training auf nüchternem Magen die Fettverbrennung erhöht, führt es nicht zwangsläufig zu einer Reduktion von Körperfett. Studien zeigen, dass es nicht effektiver für Gewichtsverlust ist als Training nach einer Mahlzeit, möglicherweise aufgrund der niedrigeren Energiezufuhr und der dadurch verminderten Leistung während des Trainings.
Tatsächlich kann Training auf nüchternem Magen zu Muskelabbau, verminderter Leistung und hormonellen Ungleichgewichten führen, einschließlich erhöhtem Cortisolspiegel. Cortisol wird als Reaktion auf Stress wie Training freigesetzt und reguliert wichtige Körperfunktionen wie Stoffwechsel und Schlaf. Hohe Cortisolspiegel können die Körperzusammensetzung negativ beeinflussen und die Produktion von Sexualhormonen stören, was sich auf deine Stimmung, deine Periode und deine Fruchtbarkeit auswirken kann.
Also: Wenn du auf nüchternen Magen trainierst, um schneller Gewicht zu verlieren, könnte dies ineffektiv sein und sogar zu Muskelabbau und erhöhten Cortisolspiegeln führen. Es ist besser, deine Workouts durch eine ausgewogene Ernährung zu unterstützen und ausreichend zu erholen.
Fazit
In diesem Artikel haben wir gesehen, wie scheinbar gesunde Gewohnheiten wie eine übermäßige Betonung von Gemüse und Proteinen bei gleichzeitiger Reduktion von Kohlenhydraten und Fetten, das Auslassen des Frühstücks und das Training auf nüchternen Magen negative Auswirkungen auf unsere Hormone haben können. Diese Praktiken können zu Hormonungleichgewichten führen, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass echte gesunde Gewohnheiten darin bestehen, Kohlenhydrate und Fette nicht zu verteufeln, sondern auf eine ausgewogene Mischung in der Ernährung zu achten. Auch das Frühstück am Morgen, selbst wenn es nur etwas Kleines ist, sowie das Essen vor dem Sport, um mehr Energie für eine effektive Trainingseinheit zu haben, sind wichtige Maßnahmen. Diese Strategien unterstützen nicht nur die hormonelle Balance, sondern fördern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit im Alltag.
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