Karoline Bachmann

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“Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung” - Bewertung einer Ernährungsberaterin

Hack your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung - „Wir schämen uns für unseren Darm. Dabei beeinflusst der Darm den Verlauf unseres Lebens.“

Worum geht’s in Netflix „Hack your Health: Die Geheimnisse deiner Verdauung“?

Der Titel ist offensichtlich: Es geht um die Verdauung. Insbesondere geht es um den Einfluss des Mikrobioms auf unsere Darmgesundheit und was damit zusammenhängt.
"Hack Your Health" verschwendet keine Zeit, auf den Punkt zu kommen. Die Netflix Dokumentation über den Darm beginnt damit, dem Publikum zu erklären, dass der Darm viel mehr ist als der Ort, wo Kacke herkommt.

Die Person, die dir dies erklärt, ist Giulia Enders, Autorin des Buches "Darm mit Charme". Giulia tritt als eine der Haupterzählerinnen der Dokumentation auf und erklärt die Wissenschaft des Darms auf verständliche Weise für Laien. Seit der Veröffentlichung ihres Buches im Jahr 2014 ist Giulia Enders als Expertin für Darmgesundheit bekannt. Es ist es großartiges Buch, was mich damals noch mehr für den Darm begeistert hat. Besonders die Illustrationen ihrer Schwester machen das Buch richtig unterhaltsam.

Netflix "Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung" zeigt uns mit vielen schönen Bildern und süßen Filz-Bakterien, dass der Darm der Ort ist, an dem unser Immunsystem lebt, unser seelisches Wohlbefinden mit unserer Darmgesundheit verbunden ist und Bakterien nicht immer schlecht sind. 99 Prozent von ihnen tun uns gar nichts. Einige Bakterien sind sogar sehr nützlich für uns. 70 Prozent des Immunsystems sitzt im Darm und unsere Mikroben trainieren unser Immunsystem und helfen Autoimmunerkrankungen zu verhindern.

Wir erfahren, dass das Mikrobiom die Gesamtheit der Mikroorganismen auf und in uns ist.

Interessanterweise können wir nicht allein verdauen. Unsere Verdauung arbeitet mit Bakterien, Viren und Pilzen (dem Mikrobiom) zusammen. Es ist eine Wechselbeziehung: Wir müssen unsere Mikroben mit Ballaststoffen ernähren, und im Gegenzug kümmern sie sich um die Darmgesundheit und was damit zusammenhängt.

Denn unser Darm beeinflusst so viel mehr als nur Essen verdauen und kacken. Das Mikrobiom beeinflusst, ob wir übergewichtig sind, ob wir Allergien haben, depressiv sind und vieles mehr.

Spannend und bedeutsam finde ich die Aussage von Giulia Enders („Hack Your Health: Die Geheimhisse unserer Verdauung“): Wir wissen nicht, wie groß die Rolle des Mikrobioms (bei der Entstehung dieser Krankheiten) ist. Bei einigen Menschen kann sie sehr groß sein, bei anderen von uns nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Aber die Netflix Dokumentation dreht sich nicht nur um diese Information. Bald werden uns vier Personen vorgestellt: die Sterne-Konditorin Maya Okada Erickson, die Doktorandin Daniell Koepke, die alleinerziehende Mutter Kimmie Gilbert und der Wettesser Kobi Kobayashi. Jeder von ihnen hat unterschiedliche (Darm-)Probleme: Maya ist besessen von gesunder Ernährung und Wellness und verträgt nur noch Gemüse; Daniell leidet unter ständigen Bauchschmerzen; der Wettesser Kobi hat kein Appetitgefühl; und Kimmie versucht immer wieder abzunehmen, schafft es aber nicht langfristig Gewicht zu verlieren, sondern nimmt immer wieder zu. Der Rest der Dokumentation „Hack Your Health“ beschäftigt sich damit, diese vier Personen zu untersuchen und herauszufinden, ob ihre Probleme gelöst werden können, während man gleichzeitig Neues lernt. Spannend!

Was passiert mit den vier Kandidat:innen bei Netflix „Hack Your Health“

Können Maya, Daniell, Kobi und Kimmie ihre Darmprobleme lösen?
Zunächst einmal müssen alle vier „Hack Your Health“-Kandidaten eine Stuhlprobe abgeben. Denn es geht ja um die Zusammensetzung ihres Darmmikrobioms.

Maya Okada Erickson in “Hack Your Health”: Ich möchte einfach mal wieder essen, was Spaß macht.

Maya Erickson ist eine talentierte Konditorin, die lange an Magersucht (Anorexie) gelitten hat und nun an Orthorexie leidet. Sie findet die Lebensmittel- und Wellnesskultur extrem verwirrend und möchte einfach wissen, was man essen soll und was nicht.

Genauso wie ihr geht es vielen Frauen! Verständlich, denn die Wellnesskultur IST verwirrend. Überall sprechen einen neue Werbeversprechen an, die sich teilweise widersprechen.

Mittlerweile ernährt sie sich nach eigenen Angaben fast ausschließlich von Gemüse und ergänzt ihre Ernährung mit Tinkturen und Pulvern, die ihr das Internet empfiehlt. Sie gibt an, dass ihr Magen schmerzt, sobald sie etwas anderes als Gemüse isst, was bei der Arbeit zu einem Problem wird. Wenn sie Zucker, Butter oder Schweinefleisch isst, fühlt sie sich aufgebläht und drei Tage lang schlecht. Sie möchte sich gerne wieder normaler ernähren, aber ihr Darm macht das schwer für sie.

Die Ärzte kommen zu dem Schluss, dass sie ihre Essensauswahl diversifizieren muss, um ein besseres Verdauungssystem zu erreichen. Darüber hinaus rieten ihr die Ärzte, kleine Mengen an Süßigkeiten, Fleisch und Snacks zu konsumieren, damit sich ihr Körper allmählich daran gewöhnt. In ein paar Monaten soll sich ihre Verdauung dann wieder an diese Lebensmittel gewöhnt haben.

Fazit: Je vielfältiger man sich ernährt, desto vielfältiger ist das Darmmikrobiom. Wenn man lange auf Lebensmittel verzichtet, dann wird es schwieriger diese zu verdauen. Man kann den Körper in kleinen Schritten wieder an Lebensmittel gewöhnen, auf die man vorher verzichtet hat.

Kimmie Gilbert in “Hack Your Health” soll keine Kalorien sondern Obst und Gemüse zählen

Kimmie Gilbert ist eine Unternehmerin und alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die Schwierigkeiten hat, abzunehmen. Um Gewicht zu verlieren, hat sie alles versucht: zahlreiche Diäten, teure Mitgliedschaften im Fitnessstudio und sogar Abnehmpillen. Leider hat ihr bisher nichts geholfen, erfolgreich langfristig Gewicht zu verlieren. Sie möchte sich um ihren Körper kümmern, Diabetes vorbeugen und lange Zeit für ihre Kinder da sein.

Als Ärzte ihre Darmgesundheit analysieren, stellen sie fest, dass ihr Körper nicht über die für Gewichtsverlust erforderlichen Bakterien verfügt. Sie hat insgesamt ein wenig vielfältiges Mikrobiom und die Bakterienart Prevotella fehlt sogar gänzlich. Menschen ohne Prevotella fällt es generell schwer abzunehmen. Außerdem hatte sie nur wenig einer anderen Bakterienart im Darm hat, die für dir Produktion eines bestimmten Darmhormons zuständig ist, das das Sättigungsgefühl auslöst.

Die gute Nachricht ist, dass sie mit einer Ernährungsumstellung ihre Mikrobiom verändern kann. Sie hat sich nun entschieden, ihren Lebensstil dauerhaft zu ändern, um langfristig etwas zu verbessern. Sie möchte nun zählen, wie viele pflanzliche Lebensmittel sie isst.

Fazit: Diäten helfen nur kurzfristig. Wichtig ist eine langfristige Ernährungsumstellung mit vielen Ballaststoffen. Das Mikrobiom ist entscheidend für einen erfolgreichen Gewichtsverlust.



Kobi Kobayashi in “Hack Your Health” hat in seinem Leben 10.000 Hot Dogs gegessen

Kobi Kobayashi ist ein Wettesser, der nie Hunger spürt und neidisch auf Menschen ist, die das können und nach dem Essen glücklich aussehen. Er empfindet nicht mehr die Freude beim Essen, wie er sie früher als Kind gespürt hat. Traurig, oder? Kobi glaubt, dass sein Beruf irreversible körperliche Schäden verursacht haben könnte. Als Wettesser gibt es Phasen, in denen er extrem viel ballaststoffarmes Essen auf einmal isst.

Ich weiß nicht, wie es euch ging. Ich konnte es kaum aushalten, wie er so viel Essen in sich reingestopft hat. Wie ist das Menschenmöglich?

Nach der Analyse seines Stuhlgangs kommen die Ärzte zu dem Schluss, dass sein Darm gesund ist. Es gab jedoch Auffälligkeiten in seinem Hirnscan. Sein Gehirn ist „im Wettbewerbsmodus“ und schützt ihn vor Übelkeit und Ekel, wenn er so viel isst. Kobi hat beschlossen, seinen Beruf aufzugeben und sich darauf zu konzentrieren, an seinen Problemen zu arbeiten.

Fazit: Um mit sich in Einklang zu kommen, muss man auf seinen Körper hören und achtsamer essen. Sich Zeit lassen. Den Geruch, Geschmack und die Textur der Lebensmittel bewusst wahrnehmen.


Daniell Koepke in “Hack Your Health”

Daniell Koepke ist eine Doktorandin der klinischen Psychologie, die seit Jahren unter ernährungsbedingten Problemen leidet. Sie beschreibt ihre Ernährung, während ihres Bachelor-Studiums als extrem schlecht, wodurch sie Probleme wie Verdauungsstörungen, Reizdarmsyndrom und Verstopfung entwickelte. Daniell sagte: "Es ist wirklich schwer für mich, mich daran zu erinnern, wie es war, Essen zu essen, bevor es mit Angst, Schmerzen und Unbehagen verbunden wurde."

Ihr Zustand hat sie dazu gezwungen, ihre Ernährung extrem einzuschränken und nur eine begrenzte Auswahl an Lebensmitteln zu essen.

In Hack Your Health experimentiert Daniell jetzt mit der Stuhltransplantation (Fecal Microbiota Transplantation, kurz FMT), um ihre Verdauungsgesundheit zu verbessern. Dabei wird der Kot einer gesunden Person in den Darm von Daniell eingeführt, damit sie sich dort ansiedeln können. Sie nutzt den Stuhl ihres Bruders und ihres Freundes. Ein paar positive Effekte hatte sie, aber leider auch Probleme dadurch – wie die Depression ihres Freundes oder die Akne ihres Bruders.

Ehrlich gesagt, könnte der Part, wo der Kot (eine große Wurst) im hausüblichen Smoothiemixer mit Wasser gemixt wird und der Brei gezeigt wird, bei einigen Menschen wohl großen Ekel auslösen. Falls du überspringen möchtest, wie sie die Stuhltransplantation vorbereiten: Es handelt sich um Minuten 64-66 in „Hack Your Health“.

Fazit: Lieber nicht zu viel selbst experimentieren, sondern sich frühzeitig Hilfe holen. Stuhltransplantationen könnten hilfreich sein, aber sie sind nicht ohne Risiken.


Die drei wichtigsten Tipps aus “Hack Your Health” für deine Darmgesundheit

  1. Iss eine vielfältige Ernährung und besonders viele unterschiedliche pflanzliche Lebensmittel. Also nicht jeden Tag das gleiche Gemüse in großen Mengen, sondern kleinere Mengen vieler verschiedener Gemüse- und Obstsorten.

  2. Ballaststoffe sind Futter für dein Darmmikrobiom. Die meisten Menschen essen zu wenig Ballaststoffe. Die Wissenschaftler in “Hack Your Health” empfehlen 50 Gramm Ballaststoffe pro Tag. Steigere dich langsam, um unangenehme Verdauungsbeschwerden zu vermeiden.

  3. Trau dich an fermentierte Lebensmittel heran. Fermentierte Lebensmittel sind die ursprünglichen Probiotika. Statt teurer Pillen kannst du leckere fermentierte Lebensmittel essen: zum Beispiel Joghurt mit Lebendkulturen,  Sauerkraut, Kimchi oder Brottrunk. Ein paar Gabeln oder Esslöffel pro Tag reichen schon!


Mein Fazit als Ernährungsberaterin zur Netflix-Dokumentation "Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung"

Als Ernährungsberaterin und ehemalige Betroffene von Verdauungsbeschwerden war ich besonders gespannt darauf, die neue Netflix-Dokumentation "Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung" zu sehen. Nachdem ich die Dokumentation komplett durchgesehen habe, bin ich beeindruckt von der informativen und ansprechenden Art und Weise, wie sie dieses wichtige Thema behandelt.

"Hack Your Health" bietet nicht nur eine Fülle neuer Informationen für diejenigen, die sich zuvor noch nicht mit dem Thema Verdauung beschäftigt haben, sondern präsentiert sie auch auf eine unterhaltsame und farbenfrohe Weise. Besonders ansprechend fand ich die Verwendung von auffälligen Animationen, um die Grundlagen der Darmgesundheit zu erklären. Diese visuellen Hilfsmittel machen es nicht nur leicht verständlich, sondern machen es auch für ein breites Publikum zugänglich und interessant. Und das ist so wichtig, weil die Gesundheit unseres Darms natürlich uns alle etwas angeht!

Ein weiterer Höhepunkt der Dokumentation ist die Betonung der engen Verbindung zwischen Darmgesundheit und psychischem Wohlbefinden. Diese Verbindung wird oft vernachlässigt, aber "Hack Your Health" zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, beide Aspekte in Betracht zu ziehen, um ein ganzheitliches Wohlbefinden zu erreichen.

Besonders schön fand ich auch die kleinen Tipps am Rande. Etwa der Tipp, sich auf die linken Seite zu legen, wenn man viel Luft im Bauch hat, weil das das Entweichen der Gase verbessert. Indem die Netflix-Dokumentation solche praktischen Tipps bietet, zeigt sie, dass kleine Veränderungen im Alltag große Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben können.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von "Hack Your Health" ist die Diskussion über die Fecal Microbiota Transplantation, oder Stuhltransplantation. Obwohl diese Behandlungsmethode zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, wird in der Dokumentation überzeugend dargestellt, wie sie Menschen mit verschiedenen Darmproblemen helfen könnte. Ich fand es aber schrecklich, dass dies nicht in einer Klinik, sondern zuhause stattgefunden hat. Die Bilder könnten bei einigen Zuschauern Übelkeit auslösen. Außerdem wurde nur kurz erwähnt, dass man sich so natürlich auch Krankheiten zufügen kann. Ich hatte auch das Gefühl, dass man Daniell mit einer intensiven Betreuung durch Ernährungsfachkräften besser hätte helfen können. Schade, dass man sie mit ihrem Problem so allein gelassen hat.

Insgesamt hat mir die Netflix Doku “Hack Your Health” gut gefallen.

Aber die Dokumentation ist leider viel zu kurz! Um ins Detail einzusteigen und wirklich zu lernen, wie du deine Darmgesundheit verbessern kannst, braucht man mehr als 1,5 Stunden. Alles in allem kann ich aber die Netflix-Dokumentation "Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung" empfehlen. Die Dokumentation ist nicht nur informativ und unterhaltsam, sondern bietet auch praktische Tipps und Einblicke, die dabei helfen können, die Darmgesundheit zu verbessern und ein insgesamt gesünderes Leben zu führen.

Man sollte in "Hack Your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung" jetzt nicht den Nervenkitzel der typischen Netflix Crime-Dokus erwarten. Stattdessen ist die Darm-Doku etwas, das du während deiner Arbeitspausen oder an einem gemütlichen Sonntagnachmittag abschauen kannst, wenn du etwas über deinen Darm lernen und ein wenig besser leben möchtest.

Wenn du jetzt durch “Hack Your Health: Die Geheimnisse deiner Verdauung” motiviert bist, deine Darmgesundheit zu verbessern, dann trage dich unverbindlich auf die Warteliste meines neuen Darmgesundheitskurses an - quasi Hack Your Health - aber mit mehr praktischen Informationen und Rezepten.

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